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Zusammen für Egeln

Stadtkirche St. Christophorus

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Die Stadtkirche St. Christophorus erscheint erstmalig in einer Urkunde von 1207 und wurde damals noch Marktkirche genannt. Bei der Belagerung der Stadt Egeln im Jahre 1267 wurde sie vollständig zerstört und 1270 von Grund auf neu errichtet. Der Turmstumpf könnte noch aus dieser Zeit stammen. Von nun an wird sie St. Christophoruskirche (goddeshus sente Christofores) oder auch Stadtkirche genannt, und ist nach der Gründung des Kloster Marienstuhl die einzige “Leutekirche“ in Egeln. Stadtkirche wohl deshalb, weil die Edlen von Hadmersleben die Siedlung Egeln mit weiteren Marktagen und Stadtprivilegien ausstatteten. Der “Wasserheilige“ St. Christophorus, der wegen der vielen Bodeübergänge zum Schutzpatron der Stadt Egeln gewählt wurde, nun wurde auch zum Patron der Hauptkirche. Zum Schutz vor Angriffen wurde die Stadt nun mit einer festen Mauer und zwei doppelten Stadttoren versehen. Der ursprüngliche “Alte Markt“ lag vor den Toren und erhielt den Charakter eines Vordorfes. Im Mittelalter hatte die Stadtkirche neben dem Hauptaltar noch mehrere Nebenaltäre.

Für den Altar St. Crucis, schenkten die Brüder Werner und Otto (der Jüngere) von Hadmersleben 2 Hufen Land in Tarthun und eine Hufe in Egeln zu dessen Begabung 1330. 1345 stifteten Otto von Hadmersleben und seine beiden Söhne Otto und Gardun die Altäre St. Spiritus und St. Pauli, die sie ebenfalls reichlich begabten. Im Jahre 1557 wurde der Turm erneuert und 1559 die Zwillingshelme aufgesetzt. Zwischen den Türmen befand sich früher noch ein kerkerartiger Vorbau, der zur Türmerwohnung gehörte. Am Turmstumpf befinden sich auch noch 2 verwitterte Steintafeln, auf denen man lesen konnte, dass 1557 Johannes Falke Pfarrer und Johannes Kesselhake Schulmeister in Egeln waren. Auf der anderen Tafel werden der Bürgermeister und die Ratsherren (Radtmanne) genannt. Da das Kloster Marienstuhl auch nach der Reformation das Patronat über die evangelische Stadtkirche behalten hatte, kam es nach 1650 vermehrt zu Beschwerden an das Kloster, wegen des baufälligen Zustands der Kirche. Jahre 1701 wurde die alte Kirche vollständig abgerissen und an den alten Turm ein Kirchenschiff im Stile eines Bürgerhauses angebaut. Von außen sieht dieses wie ein zweistöckiges Haus. Im Inneren erscheinen die Fenster jedoch durchgängig, nur von der Empore unterbrochen. Zum Bau der Kirche verwendeten sie die Steine der Vorgangskirche und die des ehemaligen Wartturms auf dem Schneckenberg (stand ungefähr dort, wo heute der Wasserturm steht). Finanziert wurde der Kirchenbau durch das Kloster und die 84 brauberechtigten Bürger der Stadt Egeln, die jeder 4 Taler hierzu einzahlen mussten. Außerdem wurden für den Neubau verschiedene Legate gestiftet.

Ein Legat ist ein erbrechtliches Vermächtnis/ die Zuwendung eines bestimmten Vermögensvorteils aufgrund eines Testaments oder Erbvertrags, ohne dass der mit dem Vermächtnis Bedachte (der Vermächtnisnehmer oder Legatar) als Erbe eingesetzt wird. Der Vermächtnisnehmer erwirbt den betreffenden Gegenstand nicht unmittelbar mit dem Tode des Erblassers. Er erlangt lediglich einen Anspruch gegen den oder die mit dem Vermächtnis beschwerten Erben.

Am 12. Januar 1703 wurde die Kirche nach 2jähriger Bauzeit eingeweiht und erhielt von nun an einen neuen Namen. Ob dies wohl geschah, um den katholischen Probst Christoph Jordan, dessen Namenspatron ja der heilige Christophorus war, zu ärgern? Trotz seines Protestes hieß die Kirche seitdem St. Spiritus. Die Egelner nannten sie einfach nur Stadtkirche. Aus der Vorgängerkirche wurden als Inneneinrichtung der alte gotische, vergoldete Altar, die Kanzel von1605 und der Taufstein von1615 übernommen. Im Jahre 1712 stiftete die Witwe Katharina Corvinius 200 Taler für den heute noch vorhandenen Hauptaltar. Besonders möchte ich hier noch auf den Taufstein hinweisen. Er trägt die Inschrift: “Johann Gvydon Bürger und Orgenis allhier von Orliencz bvertich (gebürtig) hat diese Taufe Gott zu Ehren und dieser Kirchen und Gemeinden verehrt.“ Vermutlich war dieser Johann Gvydon ein aus Frankreich vertriebener Hugenotte, von denen sich mehrere in dieser Zeit hier in der Region ansiedelten. Zum Schluss noch etwas zum Namen dieser Kirche. Obwohl sie bei ihrer neuen Weihe im Jahre 1703 den Namen St. Spiritus erhielt, heißt sie nun wieder St. Christophorus. Wie wir aus der Geschichte wissen, standen sich evangelische und katholische Christen nicht immer freundlich gegenüber. Erst in den Nöten des 2. Weltkrieges begannen sich die Pfarrer Strewe und Wedekind zu besuchen, um über wichtige Probleme in ihrer Heimatstadt zu beraten und sich gegen die Nationalsozialisten zu verbünden. Hieraus entstand nicht nur eine intensive Freundschaft zwischen den beiden Pfarrern, sondern beide Konfessionen arbeiteten von nun an und insbesondere in der DDR Zeit zusammen. Sie sahen wieder mehr das Gemeinsame, statt des Trennenden. Von 1995- 2005 wurde die Stadtkirche umfassend restauriert und wieder ein Anziehungspunkt für Gottesdienst- und Konzertbesucher aus Nah und Fern.

Vom Ortschronisten - Uwe Lachmuth