Mit der planmäßigen Neuanlage der Stadt Egeln im 11. Jahrhundert siedelte auch der Markt von der ursprünglichen Siedlung Osteregelun, südlich der Bode gelegen, in den neuen Ortskern über. Auch ein Rathaus befand sich immer schon am Markt jedoch an anderer Stelle als das heutige Rathaus.
Das heutige Rathaus wurde am 20. Oktober 1897 mit einem Hoch auf das deutsche Bürgertum feierlich eröffnet. Der damalige Bürgermeister Pflugbeil sagte dabei: “Das Rathaus soll ein Sitz des Friedens und der Eintracht sein, mit freiem Bürgersinn, in treuer Arbeit immer zum Wohle der Menschen dieser Stadt."
Eigentlich sollte das Rathaus anders aussehen, doch es blieb bis heute unvollendet, denn der rechte Flügel fehlt.
Damals war genug Geld vorhanden, um das nebenstehende Gebäude des Landwirt und Brauereibesitzer Unger zu erwerben und das Rathaus, wie es geplant war, zweischiffig zu bauen. Doch Bauer Unger lehnte es ab sein Grundstück zu verkaufen. 1935 war der zweite Flügel nochmal in Planung und Bauer Unger sollte zum Austausch das Grundstück links neben dem Rathaus bekommen, doch er lehnte wiederum ab.
90 Jahre später konnte das Nachbargebäude doch noch erworben werden, aber nun fehlt das Geld, um den ursprünglichen Plan noch auszuführen.
Mit Bildung der Verwaltungsgemeinschaft Egelner Mulde 2005 wurde das Rathausnebengebäude um- und ausgebaut und beherbergt heute den Bürgerservice und das Bauamt.
Das heutige Rathaus
Bereits um 1300 hatte der Ort Egeln das Stadtrecht erhalten. „Borgere in de statt to egelen“ ist die Anrede in einem Brief von 1322, „Burmestere, Rathmanne und Schepen“ ist die Anrede in einem weiteren.
Grundlage war aber sicher auch das Egelner Marktrecht, das schon 1265 in einer Urkunde erwähnt wird. Der Name „Altemark“ weist sogar auf ein noch älteres Marktrecht hin. Die zentrale Lage des ummauerten Ortes am Knotenpunkt bedeutender Heerstraßen hatte bereits im Mittelalter eine Ausstrahlung auf die umliegenden Dörfer.
Der starke Durchgangsverkehr schuf gute Voraussetzungen für Handwerk und Handel, zahlreiche Herbergen und Ausspanne bekamen guten Zuspruch. Besonders zu den drei Jahrmärkten, die mehrere Tage dauerten, kamen viele Menschen nach Egeln. Erwähnt werden sogar Händler aus Leipzig oder Nürnberg, die besondere Waren anboten oder die begehrten Hamsterfelle aufkauften. Noch im Jahr 1815 gingen auf dem Frühjahrsmarkt 150 000 Hamsterfelle über den Ladentisch. Damit der gute Ruf dieser Märkte erhalten blieb und die Stadt durch Standgelder und Umsatz gute Einnahmen hatte, gab es schon frühzeitig eine Marktpolizei, oder Probeherren, wie sie in Egeln genannt wurden, die vor der Eröffnung des Marktes Waren prüften und besonders die Maße und Gewichte auswärtiger Händler kontrollierten. Diese vier Probeherren mussten zu den Heiligen schwören, „das sie recht Gewicht an Fleisch und Brot, rechte Maße an Korn, Bier und Oel und allerlei Kaufmannschaften setzen und halten wollten, sowie es ihnen ihre Sinne, Wissenschaft und Vernunft auswiese, damit niemand in der Stadt Egeln unredliche Dinge treibe“.
Waren die Probeherren sich einig, dass jemand strafbar (brockhafftich)sei, sollten sie ihn pfänden und das Pfand zu „Nutz und Frommen“ der Stadt verwenden. Auch bei den Mittelaltermärkten, die in den letzten Jahren noch auf der Wasserburg stattfanden prüfte Burgherr Otto von Hadmersleben mit seinem Gefolge die Waren und gab sie dann für die Bürger frei. Jeder unredliche Händler wurde in den Pranger geschlossen, wo er von Jedermann angespuckt oder mit Unrat beworfen werden konnte. Wer den Marktfrieden durch Gebrauch von Waffen störte, dem wurde die rechte Hand abgeschlagen. War der Markt ausreichend geprüft, wurde er durch Glockengeläut der Stadtkirche und Hissen einer roten Fahne am Rathaus eröffnet. Nun begann ein lebhaftes Feilschen und Kaufen, aber auch Gaukler und Spielleute unterhielten die Leute, Barbiere und Zahnbrecher kurierten unter den Augen der Öffentlichkeit.
Doch dulde man außerhalb dieser Märkte keine auswärtigen Händler in Egeln denn das Geld sollte im Ort bleiben und so ließen sich schon 1365 die Egelner Bürger von den Edlen von Hadmersleben zu Egeln verbriefen: „ niemand tho Egeln in der Stadt und uppe den Altenmarkte soll sniden wandt und vertöpen to der schore, wann ( als) unse Börgere, to Jahrmarkt (ist).“ 1422 wurde das wiederholt, es heißt da: Auch mag noch soll niemand, er sei denn unser Bürger daselbst, gewandt schneiden und von der Elle verkaufen, ausgeschlossen Unser Lieben Frauen Tag der letzte Jahrmarkt“ Drei Tage vor und nach diesem Termin war es auch „ ausländischen Gästen“ gestattet, mit ihre Ware, Vieh und allen Gütern frei und verlaufen, zu reiten, zu fahren, zu wandeln und unbekümmert von dannen zu ziehen, wie es wörtlich in der Verordnung heißt.
Großen Zuspruch hatte damals auch das Egeleibier das in den Häusern von 84 brauberechtigten Egelner Bürgern hergestellt wurde.
Vom Ortschronisten - Uwe Lachmuth